Darum!

Ich bin in den Wald gezogen

weil mir daran lag, bewusst zu leben, es nur mit den wesentlichen Tatsachen des Daseins zu tun zu haben. Ich wollte sehen, ob ich nicht lernen könne, was es zu lernen gibt, um nicht, wenn es ans Sterben ging, die Entdeckung machen zu müssen, nicht gelebt zu haben. Ich wollte kein Leben führen, das eigentlich kein Leben ist, dazu war es mir zu kostbar. Ich wollte intensiv leben, dem Leben alles Mark aussaugen, so hart und spartanisch leben, dass alles die Flucht ergreifen würde, was nicht Leben war.                 Henry David Thoreau, Walden

 

einmal radfahren

Ich war ein Reisender

Als wir nun den breiten und grünen Ohio [mit dem Schaufelraddampfer] hinabkeuchten, wurde ich plötzlich ein neues Wesen und der Gegenstand meiner eigenen Bewunderung. Ich war ein Reisender! Nie schien mir ein Wort in meinem Munde einen so wundervollen Klang gehabt zu haben. Ich hatte ein überströmendes Gefühl, ein schwellendes Bewusstsein in mir, mich auf dem besten Wege nach den geheimnisvollsten Ländern, nach den entlegensten Klimaten zu befinden – ein Gefühl und ein Bewusstsein, wie ich es seitdem nie wieder gehabt habe. So erhebend und verklärend waren beide, dass alles unedle Fühlen von mir wich, und ich es sogar über mich vermochte, auf die nicht reisende Welt mit einem Mitleid herabzublicken, welches durch keine Beimischung von Verächtlichkeit entadelt wurde.                Mark Twain, Mein Leben auf dem Mississippi

 

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Ich suche nicht – ich finde.

Suchen, das ist das Ausgehen von alten Beständen. Und das Finden-Wollen von bereits Bekanntem. Finden, das ist das völlig Neue. Alle Wege sind offen, und was gefunden wird, ist unbekannt. Es ist ein Wagnis, ein heiliges Abenteuer. Die Ungewissheit solcher Wagnisse können eigentlich nur jene auf sich nehmen, die im Ungeborgenen sich geborgen wissen, die in der Ungewissheit geführt werden, die sich vom Ziel ziehen lassen und nicht selbst das Ziel bestimmen.              Pablo Picasso

 

Freisinn

Lasst mich nur auf meinem Sattel gelten

Bleibt in euren Hütten, euren Zelten!

Und ich reite froh in alle Ferne,

Über meiner Mütze nur die Sterne.

ER hat die Gestirne gesetzt

Als Leiter zu Land und See;

Damit ihr euch daran ergetzt,

Stets blickend in die Höh.                                  Johann Wolfgang Goethe, West-östlicher Divan

 

Das, was dir wirklich wichtig ist,

was du wirklich tun möchtest und worauf es dir im Leben wirklich ankommt, kommt dir erst wieder mit dem einfachen Leben in den Sinn, das sich beschränkt, das immer wieder aufbricht und sich auf Neues einstellt.        Mahatma Gandhi

 

youtube-play-button_318-49503Allein dem Gewissen verpflichtet – Henry David Thoreau (von Christoph Fleischmann)

Der Möglichkeitssinn
Wenn es aber Wirklichkeitssinn gibt, und niemand wird bezweifeln, dass er seine Daseinsberechtigung hat, dann muss es auch etwas geben, das man Möglichkeitssinn nennen kann. Wer ihn besitzt, sagt beispielsweise nicht: Hier ist dies oder das geschehen, wird geschehen, muss geschehen; sondern er erfindet: Hier könnte, sollte oder müsste geschehn; und wenn man ihm von irgendetwas erklärt, dass es so sei, wie es sei, dann denkt er: Nun, es könnte wahrscheinlich auch anders sein. So ließe sich der Möglichkeitssinn geradezu als die Fähigkeit definieren, alles, was ebenso gut sein könnte, zu denken und das, was ist, nicht wichtiger zu nehmen als das, was nicht ist.             Robert Musil

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Wir brauchen nicht so fortzuleben,

wie wir gestern gelebt haben. Macht Euch nur von dieser Anschauung los, und tausend Möglichkeiten laden uns zu neuem Leben ein.           Christian Morgenstern

 

Gute Gedanken sind wie Zelte

„Gute Gedanken sind wie Zelte: Man kann sie auf- und abbauen.
Man kann sie zerstören, während Blödheiten wie Betonklötze in der Gegend herumstehen.
Ich hatte immer ein enges Verhältnis zu Zelten.“
Christoph Schlingensief

 

Der Aufbruch

Ich befahl mein Pferd aus dem Stall zu holen. Der Diener verstand mich nicht. Ich ging selbst in den Stall, sattelte mein Pferd und bestieg es. In der Ferne hörte ich eine Trompete blasen, ich fragte ihn, was das bedeutete. Er wusste nichts und hatte nichts gehört. Beim Tore hielt er mich auf und fragte: »Wohin reitet der Herr?« »Ich weiß es nicht«, sagte ich, »nur weg von hier, nur weg von hier. Immerfort weg von hier, nur so kann ich mein Ziel erreichen.« »Du kennst also dein Ziel«, fragte er. »Ja«, antwortete ich, »ich sagte es doch: ›Weg-von-hier‹ – das ist mein Ziel.« »Du hast keinen Essvorrat mit«, sagte er. »Ich brauche keinen«, sagte ich, »die Reise ist so lang, dass ich verhungern muss, wenn ich auf dem Weg nichts bekomme. Kein Essvorrat kann mich retten. Es ist ja zum Glück eine wahrhaft ungeheure Reise.«

Franz Kafka, Erzählungen aus dem Nachlass

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