Am Donnerstagabend wurde in Ulm dem Indienprojekt der Gebhard-Müller-Schule der Erste Ulmer Menschenrechtspreis verliehen. Wir freuen uns riesig über diese Würdigung des Engagements der Biberacher Schülerinnen und Schüler, die sich für die Kinder in Indien begeistert einsetzen. Auch für uns zwei ist diese Auszeichung sehr bewegend, denn das Indienprojekt startete im Februar 2014 als Idee, wie wir den Religionsunterricht durch handlungsorientiertes Lernen verbessern könnten. Wir dachten uns damals, dass wir unseren Schülern eine Hoffnungserfahrung fürs Leben mitgeben könnten, wenn es gelänge sie erleben zu lassen, dass sie gegen alle schlechten Nachrichten die Welt verändern können.
Damals, als wir beim Kaffee diese ehrgeizige Idee hatten, war uns nicht klar, wie stark eine gute Idee werden kann, wenn sie begeistert. Von Anfang an stand an erster Stelle die Lernerfahrung unserer Schüler. Aber offensichtlich hat die Begeisterung der beteiligten Schülerinnen und Schüler viele Menschen weit über die Schule hinaus ermutigt unser Projekt großherzig zu unterstützen. Lehrerkolleginnen und -kollegen nahmen das Projekt in ihrem Unterricht auf, bearbeiteten Materialien für unsere Gedenksteine, spendeten großzügig privat für die indische Schule und motivierten uns immer wieder neu. Durch unsere privaten Verbindungen und unser Engagement außerhalb der Schule erhielten wir riesige Unterstützung vor allem vom Weltladen Biberach und auch von vielen Privatpersonen. Auch Kirchengemeinden, unsere Freunde und Eltern von Schülern unterstützten das Projekt auf vielfältige Weise. All jenen, die sich einsetzten, um die erbärmlichen Bedingungen unserer indischen Schüler zu verbessern, all jenen, die dazu beitrugen, dass seit 2014 jedes Jahr rund 60 indische Kinder nicht mehr im Steinbruch arbeiten müssen, sondern in eine Schule gehen dürfen und so eine Hoffnung für ihr Leben haben, all jenen wurde dieser Erste Ulmer Menschenrechtspreis verliehen. Wir danken Euch von Herzen für all Euer Engagement, Eure Spenden und Eure Motivation auf dem bisherigen Weg.
Was uns besonders gefreut hat: Der Preis ist ausgestellt auf die Kerala-Bhakar-Schule in Indien. Das ist auch passend so, denn dort in der Wüste Thar findet statt, was der Preis zum Inhalt hat. Dort in unserer indischen Schule wird das Menschenrecht auf Bildung der indischen Kinder eingelöst. Wenn das nicht so wäre, müssten viele dieser Kinder ab dem Alter von fünf oder sechs Jahren im Steinbruch arbeiten. Jetzt aber, Dank Euch, gehen sie zur Schule und haben die Chance nicht nur auf eine Kindheit, sondern auch auf eine selbsttätige Verbesserung ihrer eigenen Zukunft.
„Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geist der Brüderlichkeit begegnen.“
Vor 70 Jahren wurden diese Sätze der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte als erster Artikel vorangestellt. Sie reden von einer Welt, nicht wie sie ist, sondern wie sie sein soll. Denn für Kinder, die in Steinbrüchen arbeiten müssen, gibt es keine Freiheit und keine Würde. Wirtschaftliche Ausbeutung und dadurch zementierte Armutsstrukturen machen sie zu Sklaven, die von Almosen abhängig sind. Ihr Leben von der Hand in den Mund ohne Bildungsmöglichkeiten entkleidet sie der elementarsten menschlichen Würde. Sie haben keine Zukunft, die sie gestalten können, sondern sind Arbeitstiere, die sich reproduzieren und früh sterben, wenn sie ihre Arbeitskraft ausgehaucht haben. Auf unserem Weg mit dem Fahrrad durch die Welt sahen wir diese menschlichen Arbeitstiere. Wir hatten oft nicht den Eindruck, dass sie am Ende des Arbeitstages noch genug geistige Kraft hatten, um „Vernunft und Gewissen“ in sich zu entdecken. Aber als wir ihnen begegneten, den Ärmsten der Armen, die oft am Straßenrand und auf den Feldern daneben leben, da haben wir in der Begegnung mit ihnen erlebt, dass es dennoch so etwas gibt wie einen „Geist der Brüderlichkeit und Schwesterlichkeit“. Wir sind unterdessen mehr denn je der Überzeugung, dass dieser Geist der echten menschlichen Begegnung den Unterschied macht. Wir zitierten in einem unserer Reiseberichte den iranischen Gelehrten Sadi:
Die Menschenkinder sind ja alle Brüder
Aus einem Stoff wie eines Leibes Glieder;
hat Krankheit nur einzig Glied erfasst,
so bleibt anderen weder Ruh und Rast.
Wenn anderer Schmerz dich nicht im Herzen brennt,
verdienst du nicht, dass man noch Mensch dich nennt.
Bezeichnenderweise hängt diese Gedichtzeile in der Eingangshalle der Vereinten Nationen in New York, derjenigen Organisation, die vor 70 Jahren die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte verabschiedete. Wir sehen im Engagement aller am Indienprojekt Beteiligter diesen Geist der Schwesterlichkeit und Brüderlichkeit wirken. Der Ulmer Menschenrechtspreis, so denken wir uns das, würdigt dieses Band der elementaren menschlichen Verbundenheit, das Kinder und Schüler hier und Kinder und Schüler dort, in Indien, miteinander verbindet.
Bericht in Regio-TV über die Preisverleihung
Infobroschüre zum Indienprojekt als pdf (hier klicken)
Spendenkonto:
Verein der Ehemaligen und Freunde der Gebhard-Müller-Schule e. V.
IBAN: DE02 6545 0070 0007 0957 26
BIC: SBCRDE66
Verwendungszweck: GMS Indien + Ihr Name und Ihre vollständige Adresse (für die Spendenbescheinigung)
Kommt mit zur Kerala-Bhakar-Schule!
Schaut den Film an, wir möchten Euch unbedingt mitnehmen zu Eurer Schule. Uns haben diese letzten Meter zur Schule bewegt wie nichts zuvor auf unserer langen Reise.